Prosa und Erlebnisse ______________________________________________________________
Prosa
Lebensblätter
Suchend nach dem Sinn im Leben gehe ich die grauen Stufen im Park hinauf. Die farbigen Herbstblätter verteilen sich im klaren Muster der Steine. Sie sprechen zu mir vom Leben das sie waren und noch sind. Sie sprechen zu mir! Geboren wurden sie vom Ahorn, der hier schon so viele Jahre steht. Aus Liebe zu dem großen Leben keimte er als Sämling in der braunen Krume der Erde. Er wurde zum Spross und brachte erste Blätter. Begehrlich hinstreckend zum warmen Strahl der Sonne. Jahr um Jahr wuchsen viele Zweige, der Stamm wurde groß und mächtig.
Ich frage die farbenprächtigen Blätter, ob sie die Gleichen sind, wie die vom letzten Jahr. Sie lächeln still, ein bisschen scheint es mir verschmitzt. Ich solle doch die schönen Zweige am Baum ansehen. Da erblicke ich, dass schon im Herbst der Baum über und über gespickt ist mit Hunderten von Blätterknospen, prall gefüllt.
"Ja", sage ich, "seid ihr die Gleichen, die ihr hier bunt gefärbt im Jetzt vor meinen Füßen liegt und euch dann in Wiederkehr im neuen Jahr erneut entfaltet aus den heutigen Blätterknospen?" Sie lächeln wieder und vermitteln mir, dass auch die Menschen, so sie wollen oder könnten, nach einem Leben erneut auf Erden hier erscheinen. Ich frage weiter: "Woher wisst ihr das Alles?" Sie erklären mir: "Wir sind geboren vom Baum und sind damit auch eins mit ihm, wie könnten wir sonst von ihm leben? Darum wissen wir, wie es anfing und wie es weitergeht. Du selbst bist auch geboren und ein Teil am Baum des Lebens - ein Blatt."
Ich werde still und sinne nach. Wie kann ich es aber selber in Erfahrung bringen? Ich wende mich dem Baum zu. Der steht ganz still und lässt den Wind durch seine Zweige ziehen. Da vernehme ich, dass in der Stille die in mir selbst ist, ich alles finden kann, was ich wissen will! Wer gab mir diesen Rat? Wer sagte solches? Ist es der Baum, der Wind oder gar das Leben selbst?
Eveline Klose 2006 www.net-klose.de
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Erlebnisse
Dicke graue Katze
Dicke graue Katze, hast meine Decke dir erkoren zum kuscheligen Nachmittagsschläfchen. Im Schrank unter dem Schreibfach eine schummrige Ecke. Eingerolltes Schnurrewesen, gemütlich döst du dort im Dunkeln. Dein Summen und Brummen schwingt sich meine Beine entlang in den Bauch, in mein Herz und meine Hände. Es malt sich wohlig heraus mit spitzem Stift aufs Zeichenpapier.
Dicke graue Katze, welch Freude mir deine Freude ist. Aus dem Tierheim holte ich dich, ganz traurig warst du und verschnupft. Doch zu Hause tautest du auf, bis du begriffst, dass da auch noch Pussi wohnt. Ihr waret Beide nicht begeistert.
Dicke graue Katze, doch du hälst die anderen Katzen fern, die so gerne die zarte Pussi ärgern wollen. Und Pussi, die flinke Mäusefängerin, bringt ihre Beute mit, die du dann genüßlich vertilgst. Ihr habt Euch arrangiert.
Dicke graue Katze, welch ein Vergnügen du hast, wenn ich dich herumtrage wie ein kleines Kind. Ganz entspannt liegst du auf meinen Armen und schaust mit halb geschlossenen Augen der rhythmischen Bewegung meiner Füße zu. Ganz leise vibriert dein Körper. Mit deiner Gemütlichkeit und Wärme ergänzt du mein Leben für eine geraume Zeit. Hab Dank dafür, dicke graue Katze. Eveline Klose 2001 www.net-klose.de
Geschenke
Sonntag, eine bewegende Andacht. Ich will es noch schwingen lassen und begebe mich auf den Weg zum Wald. Wohlig kitzelt die Sonne meine Ohren. Wie von selber entspringt ein Lied meiner Brust, es ist Freude. Ich komme an einen Bach, leises Plätschern und Glucksen. Warmer Sommerwind raschelt in den Bäumen. Die Gräser schwingen, stehen still, tanzen wieder. Ein mächtiger Pfefferminzbusch. Welch ein Wunderwerk aus den starken Zweigen, dem Duft der kleinen Blätter und dem kräftigen Violett seiner Blüten. Sehr viele Falter, Hummeln und Bienen laben sich dort. Das ist die zweite Andacht heute. Wie herrlich bunt und bizarr die zarten Zeichnungen auf all den feinen Flügeln. Und da: köstliche Brombeeren zu meinen Füßen. Die Sonne wärmt, die Wiese duftet. Zeit zum Essen, ich will umkehren, doch etwas in mir drängt mich: "Nur noch ein paar Schritte weiter!" Hier sind große imposante Bäume, die mit ihren kräftigen Wurzeln begierig die Säfte aus dem Boden saugen. Stärke und doch Anmut und Zartheit in den feinen Adern der Blätter. Freudiger Schreck! Ein Reh äst gemütlich, nur ein paar Schritte entfernt. Schönheit, Anmut und Wohlsein strahlt es aus. Es lauscht und wittert und äst weiter. Ich darf bleiben und staunen und lieben. Ganz lange sättige ich meine Seele an der Fülle des Lebens und an der Liebe, die um mich ist und in mir schwingt. Danke Vater, für diesen reichen Tag! Ganz leise gehe ich rückwärts und schleiche davon. Das Reh äst weiter, ich habe diese heilige Stille nicht gestört. Und hier? Himmelblaue Glockenblumen strahlen zwischen feinem Gras. Gelbe Blütensternchen wippen im Wind. Oh Fülle! Beinah zerspingt mein Herz.
Eveline Klose 1991 www.net-klose.de
Katze am Teich
Ich wohnte einmal direkt an einem kleinen Gartenteich der auch Goldfische beherbergte. In einem Frühling fing es an, dass Dasy die dicke graue Katze sich an einen bestimmten Platz an den Teich setzte und in das Wasser schaute. Wollte sie wohl Fische fangen? Am nächsten Tag um die gleiche Uhrzeit setzte sie sich wieder genau dorthin und sah in das Wasser. Nun sah ich, dass eine kleine Schar Goldfische genau an dieser Stelle im Teich waren und zu der Katze hinsahen. Das war ungewöhnlich. So sah man es nun täglich, dass immer um 8,15 Uhr die Katze und die Fische sich trafen. Einmal war die Katze zuerst da und wartete, ein andermal waren die Goldfische zuerst da und warteten. Man konnte meinen, dass die Katze und die Fische einen gemeinsamen Termin hatten. Es heißt ja, dass alle Tiere sich miteinander unterhalten können in einer stillen Sprache. Manche Menschen sagen, dass sie diese Sprache verstehen. Was Goldfische und Katze sich wohl so jeden Morgen erzählt haben? Eveline Klose 2004 www.net-klose.de
Täubchen
In einem Frühjahr fand ich in der Nähe meiner Wohnung eine junge Taube. Sie saß auf der Straße und drückte sich an eine Mauer. Man konnte sie von dem grauen Untergrund kaum unterscheiden. Die Straße war befahren und es war auch kein Elternvogel in Sicht. So nahm ich sie mit nach Hause um telefonisch Rat und Hilfe zu bekommen, leider vergebens. Es eilte, denn ich musste fort und käme erst am Abend wieder. Ratlos rief ich die Naturgeister und Engel zu Hilfe. Noch einmal ging ich die Strecke ab und wurde zu einem hohen kahlen Baum geführt, auf dem jetzt zwei große Tauben saßen. Ich fragte den Grundstücksbesitzer, ob er von einem Taubennest wüsste. Dieser war jedoch an den Tieren nicht interessiert, erlaubte mir aber, das Vögelchen von außen durch die Büsche unter den Baum zu setzen, doch es seien oft fremde Katzen im Garten. Darum nahm ich einen kleinen Weidenkorb, setzte den Jungvogel hinein und schob ihn zwischen die Zweige eines anderen Baumes. Als ich am Abend wieder vorbei kam, saß eine Elterntaube auf dem Rand des Korbes und sah hinein. Das andere Elternteil saß ganz oben im hohen kahlen Baum. Da habe ich mich aber sehr gefreut. Einen Tag später nach einem Sturm fand das Täubchen im Garten eines anderen Nachbarn Schutz. Wieder ein paar Tage später flog eine kleine Taube noch etwas flatterig an meinem Fenster vorbei.
Eveline Klose 2003 www.net-klose.de
Wundersames Kräuterheil
Es war warmes Hochdruckwetter und schwül. Bei dieser Wetterlage bekam ich häufig sehr starkes Kopfweh. Jeder Lichtstrahl und jede Bewegung verursachten starke Schmerzen, so dass ich kaum denken konnte. Ich verdunkelte das Zimmer, gab alle Tagespläne auf, legte mich hin mit der Bereitschaft das Übel anzunehmen und schloss die Augen. Da trat eine Pflanze in mein Bewusstsein und kam näher. Es war, als schaute sie mich an, ganz nah und innig. Nach einer Weile verschwand das Bild. Verwundert stand ich auf: der schlimme Schmerz war verschwunden! Seitdem hatte ich nie wieder diese schlimmen Kopfschmerzen. "Was war das aber für eine Pflanze?" fragte ich mich. Irgendwo war ich ihr schon einmal begegnet. Ich dachte nach. Drei Jahre zuvor hatte ich einen Schrebergarten. Als ich ihn übernahm und anlegen wollte, stand in der Nähe des Brunnens, jene Pflanze - ein Wildkraut. Ich plante aber dort bestimmte Gartenpflanzen zu setzen und wollte es entfernen. Irgendwie bat es, stehenbleiben zu dürfen. Ich erklärte ihm, dass ich an anderen Stellen im Garten große Flächen für seine Art reserviert hatte, doch es bat weiter. So ließ ich das Pflänzchen stehen. Es bekam Wasser, wenn die Gartenpflanzen Wasser bekamen und auch etwas Naturdünger. Es gedieh prächtig. Ich glaube, der Pflanzengeist half mir, weil ich das Pflänzchen achtete, stehen ließ und pflegte. Leider musste ich den Garten damals bald wieder abgeben.
Eveline Klose 1989 www.net-klose.de
Häuschenschnecken
An einem warmen Sommermorgen fuhr ich mit dem Rad am Waldrand entlang. Da saßen auf dem Radweg zwei wunderschöne Schnecken. Bald kommen noch viele Radfahrer. Vielleicht sehen sie die Schnecken nicht und fahren darüber. Ich hielt an und stieg ab. Die Schnecken wollte ich in das Gras setzen. Damit sie sich nicht erschrecken, sagte ich es ihnen, aber ich schalt auch ein bischen über ihre Unvorsichtigkeit. Wie ich mich so zu ihnen herunter bücke, antwortet mir eine der Schecken! Sie sagt ganz zart und leicht: "Wir sitzen hier, damit du dich über uns freuen kannst." Ich war schon sehr erstaunt. Dass man mit Katzen und Hunden reden kann, wußte ich ja schon, aber mit Schnecken? Sie waren wirklich hübsch, die Zwei. Es war mir grad, als würde ein feines Lächeln von ihnen ausgehen. So dankte ich ihnen für ihre Schönheit. Sie gingen ein großes Risiko ein, nur um uns zu erfreuen. Still und heiter fuhr ich weiter. Eveline Klose 2003 www.net-klose.de
Mauersegler
Als ich von meiner Arbeitsstelle heimkam, flatterte ein kleiner Vogel aufgeregt in den Bodendeckerpflanzen und wollte wohl wegfliegen. Ich hatte Sorge, dass eine meiner Katzen es verletzt haben könnte. Aber ach, es war ein junger Mauersegler, der wohl aus dem Nest oben am Dachgiebel gefallen war. Hätte ich nicht einige Wochen vorher zufällig in einer Zeitung gelesen, dass die Mauersegler nicht vom Boden her starten können, wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen, das Vögelchen in der Nähe auf eine Anhöhe zu tragen. Ich warf es in die Luft und es flog sofort davon und rief unablässig nach seinen Eltern. Einige Tage später stand ich wieder auf diesem Platz und sah von Ferne einen großen Schwarm mit ca. 50 Vögeln. Als ich dachte, ob das wohl Mauersegler seien, kam der ganze Schwarm her und kreiste eine Zeit über mir. Ich zweifelte, ob es sich nicht doch auch um Schwalben handeln könne. Da kam diese große Schar wieder und flog sehr tief, fast in der Höhe meines Kopfes. Ich konnte sie genau ansehen und ihr "Sri Sri" hören. Das war eine mächtige Dynamik, die mich da umgab. Einige Wochen später an einem heißen schwülen Sommertag ging ich im Dorf spazieren. Da segelten einige Mauersegler zwischen den Häusern um Insekten zu fangen. Sie sausten hin und her und eh ich mich versah, war ich eingekreist von diesen schwarzen Dauerfliegern. Ganz nah, hautnah, schossen sie an mir vorbei. Ich war völlig in den Schwarm mit hinein genommen. Lustig war es und auch ein bisschen anrührend. Eveline Klose 1996 www.net-klose.de
Eichhörnchen
Es war Winter. Im Wald wurden viele Bäume gefällt. Auch der Baum, in dem das Eichhörnchen wohnte. Es war eine Eichhörnchenfrau die Kinder bekommen sollte. Aufgeregt lief sie fort und suchte in der Siedlung einen Platz. Sie mußte doch ein neues Nest für ihre Kinder bauen. Eichhörnchen essen auch gerne Vogelfutter und Nüsse. Im Winter habe ich immer Vögel gefüttert und Apfelstücke für die Amseln ausgelegt. Eines Tages sah ich ein großes Apfelstück in eine Astgabel eingeklemmt. Ich dachte: "Na, das kann doch die Amsel nicht gewesen sein!" Darum legte ich probehalber Walnüsse aus. Tatsächlich waren die Nüsse am nächsten Tag fort. Später turnte das Eichhörnchen zu meiner Freude in einer großen Tanne herum. Aber wo hatte es sein Nest gebaut? Nach 2 Wochen hörte ich an der Hauswand oben ein Kratzen und Scharren. Huch! Da kletterten drei kleine Eichhörnchenkinder ganz oben unter dem Dach entlang. Später spielten sie auf meiner Terrasse in den Pflanzen. Nun war ich aber sehr vorsichtig, sie waren so zart und lieb. Als sie größer wurden, sind sie fortgegangen um sich selber ein eigenes Nest zu bauen.
Eveline Klose 2005 www.net-klose.de
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